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Tag der Projekte im Zeichen der Nachwuchsforschung

Der Tag der Projekte ist ein Schaufenster, in dem die Fakultät ausstellt, was sich ganz aktuell in der Katholischen Theologie tut – und zwar im Blick auf die Studierenden, die ihre Examensarbeiten geschrieben haben und zeigen, wie breit das Spektrum der Themen ist, wie frisch die Zugänge sind, wie relevant die Theologie ist.

Tag der Projekte 03
Der Kerngedanke des Tags der Projekte Das Forum ist ein Gesprächsraum, der den Absolventinnen und Absolventen die Gelegenheit bietet, ihre sehr guten Abschlussarbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Beim Rundgang können Besucherinnen und Besucher sich informieren und für ihre eigenen Arbeiten motivieren und inspirieren lassen. Dabei wird der Bogen gespannt von einer sehr guten Bachelorarbeit zu einer noch besseren Masterarbeit – und schließlich zu der ernsthaften Erwägung ein eigenes Promotionsprojekt zu starten. So bringt der Tag der Projekte die Studierenden und Promovierenden sowie die Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer der Fakultät als Forschungsgemeinschaft zusammen und mit Vertretern aus Wissenschaft und Kirche sowie aus diversen theologischen Berufsfeldern ins Gespräch.

Vielfältige Akzente beim Tag der Projekte am 20. Juni 2018

Tag der Projekte 01
Neben den Einblicken in die aktuellen Fragestellungen und Forschungsarbeiten der Absolventinnen und Absolventen bot der Tag der Projekte außerdem Einblicke in das Forschungsprogramm der Fakultät und Informationen zu theologischen Karrierewegen und wissenschaftlichen Fördermöglichkeiten. Grußwort des Dekans zum Nachlesen

Das Proprium der theologischen Forschung
Den Aufschlag machte Juniorprofessorin Katharina Klöcker vom Lehrstuhl für Theologische Ethik. Sie reflektierte, was man mit dem Forschungsprogramm der Fakultät – Glauben. Denken. Heute. – anfangen und wie man es weiterentwickeln könnte. Der Bochumer Fakultät sei das Bewusstsein für das konstitutive Moment theologischer Selbstbesinnung angesichst der kulturellen und religiösen Transformationsprozesse eingraviert, sagte Prof. Klöcker in ihrem Statement: "Davon zeugt jedes größere oder kleinere, jedes lautere oder leisere Forschungsprojekt, davon zeugen die vielen Publikationen, die hier verwirklicht werden, davon zeugen aber auch die Studentinnen und Studenten, die ihre eigenen Projekte verwirklichen, angefangen von der BA-Arbeit bis hin zur exzellenten Promotion." Dabei dürfe die Theologie auch in Bochum jedoch nicht den Blick auf das theologische Unterscheidungsmerkmal im Kanon der Wissenschaften verlieren. Eine Theologie für das Heute müsse "die Fokussierung auf das technologische Paradigma durch Fragen nach Sinn, Chancen und Grenzen von Optimierung hinterfragen und der Gerechtigkeitsperspektive in gegenwärtigen Debatten ein neues Ansehen verleihen." Angesichts gesellschaftlicher Polarisierung müsse die Theologie mit guten Argumenten diskursiv statt mantra-artig für Humanität und Demokratie eintreten. Der kurzatmigen Empörungslogik könne sie als Expertin für die Ewigkeit auf diesem Weg eine Logik des längeren Atems entgegensetzen.
Worüber haben Studierenden im vergangenen Jahr geforscht?
In jedem Semester schreiben Studentinnen und Studenten Abschlussarbeiten in allen Disziplinen der katholischen Theologie. Im Wissenschaftsjahr 2017/2018 reichten die Fragestellungen der Studentinnen und Studenten von der Darstellung Marias im Neuen Testament und im Koran, dem sich zuspitzenden Verhältnis der Grünen und der katholischen Kirche in den frühen 80er Jahren; über die Untersuchung der Frage wie Karl Rahner seine Christologie gedacht hat und wie in der Nazizeit die Hexenprozesse diskutiert worden sind, welche Rolle christliche Flüchtlinge im Religionsunterricht spielen und welches Drama die Reue Gottes im Buch des Propheten Hosea inszeniert; bis hin zu Untersuchungen, wie Computern Manieren beigebracht werden können und wie das Konzil von Trient die paulinische Rechtfertigungstheologie aufgenommen hat.
Für den Tag der Projekte am 20. Juli 2018 wurden zu all diesen Themen Plakate eingereicht, auf denen die Frage, die Methode, die Herausforderung und die Entdeckung fokussiert werden. Die Absolventen standen bei Ihren Plakaten den Besuchern dann für das persönliche Gespräch zur Verfügung.
Bachelor, Master und Magister
In drei Kurzbeiträgen stellten die Absolventen Tobias Schmitz, Judith Otterbach und Lukas Brand außerdem die Erfahrungen und Ergebnisse ihrer Abschlussarbeiten vor.
Tag der Projekte 04
Thema: Reue Gottes Tobias Schmitz präsentierte die Ergebnisse seiner Bachelorarbeit „,Reue ist verborgen vor meinen Augen‘ (Hos 13,14)? Die widersprüchlichen Aussagen zur Reue Gottes in Hos 11–14 als Beitrag zu einer biblischen Theologie" und die Abgrenzung seiner These von der gegenwärtigen Forschung zum alten Testament. Die unbedingte Reue Gottes und Heilszusage in Hos 11 werde durch spätere Verfasserkreise unter die Bedingung der Umkehr des Menschen gestellt, so die zentrale These seiner Arbeit. Die Präsentation zum nachlesen.
Tag der Projekte 05
Thema: Politik In ihrer Masterarbeit mit dem Titel "Die Partei Die Grünen und die KatholikInnen – Von der Gründung bis zum ‚zerschnittenen Tischtuch‘ (1980-1987)" untersuchte Judith Otterbach die Spannungen zwischen den Grünen und der Katholischen Kirche angesichts der eigentlich großen inhaltlichen Schnittmengen. Dazu analysierte sie Primärquellen aus den Archiven der Grünen in Berlin und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken in Bonn. Dabei fand sie heraus, dass die inhaltlichen Differenzen zum Abtreibungsparagraphen §218 nur vordergründig die Spannungen markierte, viel wesentlicher jedoch die Entstehung der Grünen angesichts des postmaterialistischen Wertewandels den Ausschlag gaben. Die Präsentation zum nachlesen.
Tag der Projekte 06
Thema: künstliche Intelligenz In seinem Statement zur Entstehung seiner Magisterarbeit betonte Lukas Brand den genuinen Eigenwert studentischer Forschung und die Notwendigkeit der Kommunikation theologischer Forschung in der Öffentlichkeit. Forschung sei zwar immer auch ein Wagnis, studentische Forschung verdiene es aber, angesichts ihrer Fragestellungen zu den Zeichen der Zeit, auch außerhalb des Wissenschaftsbetriebs gehört und gelesen zu werden. Das Statement zum nachlesen.
Tag der Projekte 11
Die Promotion als Perspektive für Frauen Im Gespräch zwischen der Gleichstellungsbeauftragten Dr. Esther Brünenberg-Bußwolder und der Mentee Paulina Szymankiewicz wurde das Lore-Agnes Förderprogramm "Theologische Forschung für Frauen" vorgestellt. Frau Szymakiewicz betonte die Bedeutung des breiten Angebots aus 1-to-1-Mentoring, Workshops und Kommunikationstraining, das sie als spannend und ermutigend beschrieb. Das ganze Gespräch und viele weitere Angebote im Rahmen des Förderprogramms können hier nachgelesen werden.
Tag der Projekte 10
Thema: Priestertum der Gläubigen Stephan Knops berichtete in einem making of über die Wege und Umwege bei der Entstehung seiner frisch abgeschlossenen Dissertation mit dem Titel "Eine Fahrt im Nebel auf einem verborgenen Fluss. Deutsche Bischöfe und die Debatte um die Verhältnisbestimmung von gemeinsamem Priestertum aller Gläubigen und Priestertum des Dienstes in der BRD vom II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) bis zur Würzburger Synode (1971-1975)." Dass auch eine Dissertation einer Fahrt ins Ungewisse gleichen kann, veranschaulichte er an Beobachtungen, die er im Rückblick auf seine eigene Promotionsphase gewonnen hatte. Daraus ergab sich eine ganze Liste an Hinweisen und Bedingungen, die einer gelingenden Promotion den Weg bereiten können.

Herausragende Forschung in Bochum auch in der und für die Zukunft
Zum Abschluss gab die Prodekanin einen kurzen Rück- und Ausblick zur Veranstaltung. Die „frische Forschung“ der Studierenden trage durch ausgezeichnete Qualifikationsarbeiten zur Forschungsstärke der Bochumer Fakultät bei, resümierte Prof. Judith Hahn vom Lehrstuhl für Kirchenrecht. Ihrer Beobachtung nach zeichne sich die Bochumer Theologie durch interdisziplinäre und multiperspektivische Forschung aus. Es handle sich um eine Theologie von Männern und Frauen: "Die Theologie des heutigen Nachmittags war erkennbar ein paritätisches Projekt beider Geschlechter. Das Selbstverständnis, mit dem Männer und Frauen über ihre Arbeit sprachen – fachlich überzeugend und selbstbewusst –, hat mich beeindruckt." Schließlich zeigten die verschiedenen Forschungsprojekte, dass die Bochumer Theologie aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft lerne, auf diese Weise könne sie auch gegenwärtige Ereignisse theologisch souverän reflektieren.

Der Tag der Projekte ist Teil einer umfassenderen Initiative zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Katholischen Theologie. Neben dem Tag der Projekte und dem Lore Agnes Projekt "Theologische Forschung für Frauen", das seit 2017 den Karriereeinstieg von Studentinnen der Katholischen Theologie fördert und begleitet, hat die Katholisch-Theologische Fakultät in diesem Jahr ein eigenes Stipendium für wissenschaftlichen Nachwuchs in der Theologie ins Leben gerufen.

Alle Bilder: © Aleksandra Brand.