NACH OBEN

Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2011

Hier finden Sie die Auflistung aller in diesem Semester angebotenen Veranstaltungen.

nach oben

Vorlesung
„Diakonie – Wasserzeichen und Ernstfall des Christseins“

Hinweis: Der gesamte Lehrstuhlbetrieb von Prof. Sellmann wird über Studiengebühren finanziert.

„Unter Christen ist Barmherzigkeit wenigstens möglich, hin und wieder gibt es sie: Christen, und wo einer auftritt, gerät die Welt in Staunen (…) Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen, weil es in einer christlichen Welt Raum gibt für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab: für Krüppel und Kranke, Alte und Schwache, und mehr noch als Raum gab es für sie: Liebe (…)“

Heinrich Böll ist nun wirklich über jeden Verdacht erhaben, ein Parteigänger des Christentums zu sein. Aber er hat diese Sätze 1957 geschrieben. Damit sagt er etwas aus, was viele Leute heute denken: Die Kirche soll vor allem mal diakonisch sein; sie soll die Welt ein bisschen besser machen und sich für die einsetzen, die am Rand stehen. Keine Frage: Für fast alle ist die Diakonie das Wasserzeichen des Christseins überhaupt. Wer sich Christ/in nennt, soll sozial sein.

Grund genug, der Faszination, aber auch der normativen Verpflichtung der Diakonie auf die Spur zu kommen! Die Vorlesung hat drei Teile: Kairologisch soll die Dynamik und das Phänomen von Armut und Exklusion in modernen Wissensgesellschaften verstanden werden. Hier soll es vor allem um Exklusionsstrukturen im Ruhrgebiet gehen. Kriteriologisch wird die Bibel und die Systematik nach entscheidenden Begriffen befragt: ‚Barmherzigkeit‘ und ‚Gerechtigkeit‘ als Wesen Jahwes; ‚Kenosis‘ als trinitarische und christologische Kategorie; das Heilungshandeln Jesu. Praxeologisch wird die Pastoral an diakonischen Orten vorgestellt; so etwa am Beispiel der Gefängnisseelsorge oder der Suchtkrankenpastoral.

Zeit: Mo 10-12 Uhr | Raum: GA 6/134 | Beginn: 04.04.2011

Literaturhinweise:

  • Herbert Haslinger: Diakonie. Grundlagen für die Soziale Arbeit der Kirche, Stuttgart 2009.
  • Heinz Bude (Hg.): Exklusion: Die Debatte über die "Überflüssigen“, Frankfurt a.M. 2007.
  • Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Berufen zur Caritas (= Schriftenreihe Die deutschen Bischöfe Nr. 91 vom 5.12.2009), Bonn 2009; Download unter http://www.dbk.de/imperia/md/content/schriften/dbk1a.bischoefe/db91.pdf

nach oben

Hauptseminar
„OBSTRUCTION – Diakonische Theologie als Ergebnis persönlicher Konfrontation“

Hinweis: Der gesamte Lehrstuhlbetrieb von Prof. Sellmann wird über
Studiengebühren finanziert.

Obstructions – dieser englische Begriff steht für ‚Blockade, Hindernis, Widerstand‘. Als didaktisches Format werden ‚Obstructions‘ (in Anlehnung an den Film von Lars Trier ‚Five obstructions‘) zum Beispiel in der Ausbildung von Künstlern angewendet (vgl. etwa http://www.k29- essen.de/sites/projekte/ausstellung.php?id=6) Meistens geht das so, dass die ganze Lerngruppe einen gemeinsamen starken Impuls erhält (z.B. eine Wochenendfahrt in eine europäische Hauptstadt); dann soll jede/r Student/in sich innerhalb des Großthemas einen persönlichen Punkt der Auseinandersetzung suchen und diesen kreativ bearbeiten.

Nun geht es uns nicht um die Ausbildung einer künstlerischen, sondern einer theologischen Identität – was ja gar nicht so weit voneinander entfernt sein muss. Trotzdem läuft das Seminar ähnlich ab.

Im Vordergrund steht eine bedrängende Praxiserfahrung. In den Pfingstferien vom 14.-17.6.2011 absolviert jede/r Teilnehmende drei komplette Tage an einem diakonischen Ort: z.B. einem Gefängnis, einer Krebsstation, einem Hospiz, einer Klinik für Suchtkranke, einer Notschlafstelle, einem Beratungspunkt für sozial Schwache o.ä. Man wird von einem Seelsorger bzw. einem pastoralen Profi begleitet. Hier geht es um die existentielle Auseinandersetzung mit dem diakonischen Ort. Der Ort und die Auseinandersetzung mit ihm sollen zu einer spezifischen und individuellen theologischen Frage heranwachsen. Diese wird im weiteren Verlauf des Seminars bearbeitet.

So kommen wir zu folgender Verlaufsübersicht

1. Eine Eröffnungsveranstaltung am 15.04.2011 von 16.00 – 19.00 klärt alle organisatorischen und inhaltlichen Fragen. Hier erhält jede/r Teilnehmende einen eigenen Praxisort.

2. Drei Praxistage (in der Zeit vom 14.6. – 17.6.2011) werden an diesem bedrängenden diakonischen Ort eigener Wahl erlebt. Die Auswahl der Orte und die entsprechende Organisation übernimmt der Lehrstuhl für Pastoraltheologie. Ein Beobachtungsbogen wird als Hilfe zur Verfügung gestellt. In dieser Zeit werden Fotos gemacht, Gedanken und Tagebucheinträge geschrieben und in einem geschützten Raum per web gebloggt, Interviews geführt usw. Durch eine gemeinsame Blog-Plattform ist trotz der räumlichen Entfernung jeder Teilnehmende mit den anderen verbunden.

3. An einem Auswertungswochenende (17.-18.6.2011) werden die Praxisorte vorgestellt (per Fotodokumentation), die eigenen Erfahrungen berichtet und das Erleben des pastoralen Profis weitergegeben. Gemeinsam wird diskutiert, welche spezifische theologische Frage sich aus dem Erlebten ergeben könnte.

4. In der Zeit nach dem Auswertungswochenende wird der individuellen theologischen Frage wissenschaftlich als Hausarbeit nachgegangen. Bei der Literaturauswahl hilft der Lehrstuhl für Pastoraltheologie.

Ein Beispiel:

Eine Studentin entschließt sich, die Gefängnisseelsorge kennenzulernen. Sie hospitiert drei Tage bei einem Pastoralreferenten, der im Gefängnis arbeitet. Das Erleben der Situation ‚Gefängnis‘, der Kontakt zu den Gefangenen, das Erleben des Profis werden für die Studentin zur bedrängenden Frage danach, was eigentlich ‚Freiheit‘ ist und was der christliche Glaube zur Sehnsucht nach Freiheit beitragen kann. Sie schreibt ihre Gedanken auf und bloggt diese mit den anderen vom Seminar. Im Auswertungswochenende erzählt sie von ihren Erfahrungen, zeigt Fotos aus ihrem Praktikum und davon, dass für sie die Frage nach Freiheit bedeutsam geworden ist. Gemeinsam überlegt man, wie sich diese Frage als theologisches Thema behandeln ließe. Schließlich fertigt die Studentin eine Hausarbeit an, in der sie sich vom Dogmatiker Thomas Pröpper her das christliche Freiheitsverständnis erschließt und dies auf die Situation der Gefängnisseelsorge bezieht.

Voraussetzungen:

Dieses Seminar ist geeignet für Studierende, die sich auf eine intensive Auseinandersetzung mit einem diakonischen Ort einlassen können und wollen. Zum Teil kann das bedeuten, drei Tage an einem anderen Ort zu wohnen. Weiterhin wird vorausgesetzt, dass man während des gesamten Seminarverlaufes bereit ist, über die eigenen Erfahrungen zu sprechen und gemeinsam nach theologischen Anknüpfungen zu suchen.

Arbeitsanforderung:

Die Einführungsveranstaltung, die drei Praxistage sowie das Auswertungswochenende werden als etwa 50 Zeitstunden gerechnet. Für die Hausarbeit werden etwa 60 Zeitstunden veranschlagt, also knapp zwei Arbeitswochen. Der Umfang der Hausarbeit wird dementsprechend angepasst.

Profite der Studierenden:

Derartig pastoraltheologische ‚Obstructions‘ sollen folgende Lernziele realisieren:
- Kennenlernen eines Feldes und eines Protagonisten praktischer-theologischer Arbeit
- Verknüpfung von existentiellen Impulsen mit dem Studium der Theologie
- Förderung einer eigenen theologischen Identität durch den exemplarischen
Aufbau einer eigenen theologischen Frage
- Verknüpfung systematischer mit praktischer Theologie als intradisziplinärer Erkenntnisfortschritt
- Selbständige Wissensrecherche zur eigenständigen Beantwortung der eigenen theologischen Frage
- Training der Methode der fotografischen bzw. filmischen Alltagsdokumentation sowie des web-bloggings

Zeit: Block, s.o. | Raum: wird noch bekannt gegeben | Beginn: 15.04.2011


nach oben

Kolloquium
zur Vorbereitung auf Examen und/oder Abschlussarbeiten

Hinweis: Der gesamte Lehrstuhlbetrieb von Prof. Sellmann wird über
Studiengebühren finanziert.

Das Kolloquium dient der gemeinsamen Vertiefung pastoraltheologischer Sachgebiete. Teilnehmen können PrüfungskandidatInnen aller Studiengänge sowie Studierende, die an Abschluss- bzw. Qualifizierungsarbeiten sitzen. Die Termine werden per Aushang bzw. per email an die betreffenden Personen bekanntgegeben.

Zeit: n. V. | Raum: n. A. | Beginn: n. V.

Literaturhinweise:

  • Werden in den Sitzungen benannt.

nach oben