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Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2013/2014

Hier finden Sie die Auflistung aller in diesem Semester angebotenen Veranstaltungen.

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Vorlesung
„Zuhören – Austauschen – Vorschlagen“: Einführung in die Pastoraltheologie

Seit der Pastoralkonstitution ‚Gaudium et spes‘ (GS) hat die Pastoraltheologie zu einem neuen Selbstverständnis gefunden. Sie ist nicht länger die Anwendungswissenschaft der Dogmatik; sie ist nicht die Berufslehre für Priester oder für Hauptamtliche Laien in der kirchlichen Praxis; und sie ist auch nicht die software der Kirche für den angeblich nötigen Überlebenskampf in einer säkularen Umgebung.

Vielmehr ist Pastoraltheologie heute das Entdeckungsunternehmen des ganzen Volkes Gottes, die ‚Zeichen der Zeit‘ an den Orten und Situationen ihrer Zeit zu lesen und zu verstehen. So hat es GS formuliert. Gemeint ist keine Kleinigkeit: Es geht darum, jene Zeichen und Orte zu identifizieren, in denen sich Gott hier und heute als der erweist, der sein Versprechen hält, für die ‚Welt‘ präsent zu sein. Für diese Entdeckung braucht man eine pastorale Theologie: eine kontextsensible ‚Theologie der Welt‘, eine präsentische Theologie der Offenbarung, eine pluralitätsfreudige Theologie der Freiheit.

Die Vorlesung erarbeitet die wesentlichen geschichtlichen Etappen und Einsichten der Pastoraltheologie. Sie reflektiert über den enormen dogmatischen Sprachfortschritt, den das Vatikanum II mit der Konstitution ‚Gaudium et spes‘ ermöglicht hat. Und sie vertieft den aktuell stark diskutierten Ansatz einer topologischen, ethnologischen und semiotischen Pastoral(theologie).

Zeit: Mi 8-10 Uhr | Raum: GABF 04/714 | Beginn: 06.11.2013

Literaturhinweise:

  • Herbert Haslinger (Hg.): Handbuch Praktische Theologie, 2 Bd., Mainz 2000.
  • Sander, Hans-Joachim: Theologischer Kommentar zur Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et Spes (= Herders Theol. Kommentar zum Vatikanum II, Bd. 4, hg. von Peter Hünermann u.a.), Freiburg/Basel/Wien 2005, 580-886.
  • Mette, Norbert: Katholische Praktische Theologie. Ein Überblick, Darmstadt 2005. Themenheft ‚Next generation‘ der Zeitschrift Lebendige Seelsorge H. 1/2011 (mit neuesten Ansätzen der Pastoraltheologie).
  • Bauer, Christian: Ortswechsel der Theologie. M. Dominique Chenu im Kontext seiner Programmschrift ‚Une école de théologie: Le Saulchoir‘, 2 Bände, Berlin 2010.
  • Bucher, Rainer (Hg.): Theologie in den Kontrasten der Zukunft. Perspektiven des theologischen Diskurses, Graz/Wien/Köln 2001.
  • Bucher, Rainer: Theologie im Risiko der Gegenwart. Studien zur kenotischen Existenz der Pastoraltheologie zwischen Universität, Kirche und Gesellschaft, Stuttgart 2010.

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Hauptseminar
Ist die Taufe stärker als Strukturen sozialer Ungleichheit? (= Pastorale Softskills I)

Man stelle sich folgende Situation vor: In ein und derselben Gemeinde gibt es zwei Stadtteile. Diese werden vorwiegend von ganz unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen bewohnt: Stadtteil A von der ‚Bürgerlichen Mitte‘ und den ‚Traditionellen‘, Stadtteil B von ‚Prekären‘ und dem ‚Hedonistischen Milieu‘. Obwohl aus ein und derselben Gemeinde, gibt es zwischen beiden Stadtteilen so gut wie keinen Kontakt, so gut wie keinen Austausch, so gut wie keine gemeinsamen Erfahrungsräume.

Theologisch muss man sagen: Die Taufe ist zu schwach, Strukturen sozialer Ungleichheit zu relativieren. Ein Pastoralteam sagt: NEIN. Diesen Zustand finden wir im wahrsten Sinn des Wortes unkatholisch. Wir nehmen ihn nicht hin. Ein Projekt wird gestartet. Der örtliche Rotary-Club finanziert es. Die Bochumer Pastoraltheologie wird beratend hinzugezogen. Der SKF Essen ist dabei. Die Gemeinde wird versammelt. Stadtteil A kommt. Gemeinsam verabredet man folgendes: Von Oktober 2013 bis Januar 2014 sollen 10 Getaufte aus Stadtteil A es wagen, 10 Getaufte aus Stadtteil B zu besuchen und zu einem Gegenbesuch einzuladen. Das war es schon. Keine Revolution, keine Therapie, kein Mitleid, keine Sozialromantik. Einfach nur Besuche unter Mitgliedern derselben Gemeinde. Dies ist keine Geschichte, sondern kirchliche Realität 2013. Die Gemeinde: Essen, St. Josef. Der Ort: Stadtteile Essen-Horst und Essen-Hörsterfeld.

Kann die Taufe Strukturen sozialer Ungleichheit mindestens relativieren? Wir suchen Studierende für ein eher ungewöhnliches Hauptseminar, die dies hautnah mitkriegen wollen.

Hier die Facts:

Einführungssitzung: 3.7.2013, 10.30-12.00 Uhr, Sitzungssaal Dekanat (GA 6/33)

Workshop Sozialraumanalyse (mit Prof. Ulrich Deinet [Düsseldorf]): 9.10.-10.10.2013 in Essen-Hörsterfeld (genaue Zeit und Treffpunkte werden bekanntgegeben)

Workshop Milieuanalyse (mit Prof. Sellmann und Dr. Björn-Enno Hermans [Geschäftsführer SKF Essen] ): Di, 12.11., 16.00 – 20.00 Uhr.

2 individuelle Praxiseinsätze Sie besuchen einen der Besucher einmal vor und einmal nach seinem Besuchseinsatz und helfen ihm, ihre Erfahrungen zu reflektieren.

Abschluss-Sitzung: 29.1.2014, 10-12 Uhr (Ort wird bekanntgegeben)

Zeit: Block, s.o. | Ort: s.o. | Beginn: 03.07.2013

Literaturhinweise:

  • werden am Beginn bekanntgegeben.

Hauptseminar
Welche 14 Nothelfer brauchen wir heute? (Pastoraltheologie als Suche nach einer neuen Sprache des Glaubens I)

Sie sind die erste Adresse für Stoß- und Bittgebete bei Blitzschlag, Geschwürbildung oder Krankheiten des Viehs. Ihnen wurden unzählige Kapellen, mehr aber noch unzählige private Andachtsplätze gewidmet: in Scheunen, Geburtszimmern, Flözen oder Köhlerhütten. Jahrhunderte lang konnte jeder Katholik ihre Namen herunterrasseln, so wie das heute junge Erstkommunikanten mit der Fußballmannschaft vom CF Barcelona können: Cyriakus, Barbara, Vitus, Blasius, Eustachius, Katharina, Ägidius usw. Die 14 Nothelfer - eine beeindruckende Tradition der Frömmigkeitsgeschichte. Ein beeindruckend konkretes Ernstnehmen der Botschaft der Bibel, dass Gott sich des Menschen annimmt und ihm in wirklich allen Lebenslagen beisteht. Die 14 Nothelfer - Ausweis der kreativen Potenz eines alltagsrobusten Glaubens. Haben wir diese kreative Potenz heute verloren? - Klar, es geht nicht mehr um Scheunenbrand oder Hilfen beim Gebärvorgang. Aber typische Notsituationen gibt es nun wirklich auch unter postmodernen Lebensbedingungen. Stoßgebete verrichten wir auch heute - man denke nur an Computerabstürze, sexuelle Probleme, Einsamkeit im Altersheim usw.

Das ist das Seminarprojekt: (1) Studium der pastoralen Logik im Frömmigkeitssystem der Nothelfer; (2) Identifikation typisch moderner Notlagen; (3) kreatives Finden und Beschreiben neuer 'passender' Heiliger. Das Seminar markiert den Beginn einer Produktlinie der Bochumer Pastoraltheologie, dem Finden einer neuen zeitgemäßen Sprache des Glaubens. Die Arbeiten sollen in einem Buch der neugegründeten Reihe 'Das Neue alt sagen' (Arbeitstitel) publiziert werden.

Die Veranstaltung ist als forschendes Lernen angelegt. Das bedeutet: Die gemeinsame Stunde von 10-11 ist nur den laufenden Ergebnissen und Absprachen gewidmet. Am Semesterende kommen wir zu einer größeren Blockeinheit zusammen (Termin nach Absprache). Vorausgesetzt wird daher die Bereitschaft zu intensiver individueller Forschung im Gesamtzusammenhang des Projektes. Zu Beginn des Seminars ist am 30.10. ein Test über Basiskenntnisse rund um die 14 Nothelfer abzulegen. Alle organisatorischen Details werden ab Anfang Oktober bekanntgegeben.

Zeit: Mi 10-11 Uhr | Raum: GABF 04/714 | Beginn: 30.10.2013

Literaturhinweise:

  • werden am Beginn bekanntgegeben.

Hauptseminar
„Wenn Seelsorge schnell gehen muss“: Das pastorale Praxisfeld der Notfallseelsorge

Bei Unfällen, Schicksalsschlägen oder Katastrophen heisst es in der Berichterstattung oft lapidar: "Die Opfer wurden psychisch betreut." Was nicht so bekannt ist: Viele Opfer werden auch seelsorglich betreut. Und noch mehr: Auch die Betreuer der Opfer brauchen Betreuung - ebenfalls oft genug ein auch seelsorgliches Bedürfnis.

Die pastoralen Profis, die diese Aufgaben übernehmen, heißen 'Notfallseelsorger'. Sie sind in Bereitschaftsdienste eingeteilt, 24/7. Sie tragen ein Handy, das sie sofort von jeder Tätigkeit wegholt. Sie sind da, wo Menschen sterben; sie überbringen Todesnachrichten; sie halten Menschen, die in Ohnmacht fallen; sie sprechen, wo es einem die Sprache verschlägt; sie schweigen, wo man mehr als Teilnahme nicht bieten kann.

Notfallseelsorger sind oft pastorale Hauptamtliche der Kirche, also Priester, Diakone, Pastoralreferentinnen. Viele aber sind hauptamtlich Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter oder vom Technischen Hilfswerk und haben sich pastoral weitergebildet.

Das Seminar erarbeitet Hintergründe und Konkretionen des eher unbekannten Praxisfeldes Notfallseelsorge. Es dockt an die Fortbildungsreihe der Katholisch-Theologischen Fakultät an, die seit Jahren Veranstaltungen für Notfallseelsorger in NRW organisiert. Hier lernt man Experten aus dem Bereich der Notfallseelsorger genauso kennen wie die Seelsorger selber.

Hier die genauen Daten:

Drei Blocktage, jeweils mittwochs im Veranstaltungszentrum der RUB: 4.12.13, 8.1.14, 5.2.14 (jeweils 10.15-12.00 und 13.15-15.00 Uhr); 6 Seminarsitzungen am Donnerstag, 14-16 Uhr, und zwar: Einführungssitzungen: 14.11.,21.11., 28.11. Nachbereitungssitzungen der Blocktage: 5.12., 9.1., 6.2.

Zeit: Do 14-16 Uhr + Block, s.o. | Raum: GA 6/134 | Beginn: 14.11.2013

Literaturhinweise:

  • Christof Breitsameter (Hg.): Notfallseelsorge. Ein Handbuch, Münster 2012.

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Oberseminar
Forschungen zur Pastoraltheologie

Das Oberseminar dient den WissHKs und Doktoranden der Pastoraltheologie zur fachlichen und kollegialen Vertiefung ihrer Arbeiten sowie zur Diskussion ausgewählter Themen aktueller Pastoraltheologie.

Zeit: Mo 14-18 Uhr | Raum: ZAP, Bochum-Langendreer | Beginn: n.V.