NACH OBEN

Lehrveranstaltungen Wintersemester 2021

Vorlesung: Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie

Dozent: Prof. Dr. Dr. Christian Tapp
Zeit: Mo., 12:00 Uhr bis 14:00 Uhr
Ort: GA 6/134
Beginn: 18.10.2021

Was können wir wissen?“ So lautet eine der Grundfragen der Philosophie. Es geht um die Grenzen unseres Wissens und darum, was es überhaupt heißt, etwas zu wissen. Die Vorlesung führt in wichtige Stationen der Geschichte der Erkenntnistheorie ein sowie in Grundfragen der gegenwärtigen Diskussion.

Eine besonders wichtige Art von Erkenntnislieferanten sind die Wissenschaften. Was macht wissenschaftliches Wissen so besonders? Ist es seine besondere Begründung? Sind es die angewandten Methoden? Und wie lassen sich die angewandten Verallgemeinerungsstrategien überhaupt rechtfertigen?

Da die erkenntnistheoretischen und die wissenschaftstheoretischen Fragen eng miteinander zusammenhängen, unternimmt diese Vorlesung eine kombinierte Einführung in beide Gebiete.

Literaturhinweise:

  • Bartels, Andreas (Hg.): Wissenschaftstheorie. Ein Studienbuch. Paderborn: Mentis 2007.
  • Ernst, Gerhard: Einführung in die Erkenntnistheorie. Darmstadt: WBG, 4. Aufl. 2014.
  • Lauth, Bernhard: Wissenschaftliche Erkenntnis. Eine ideengeschichtliche Einführung in die Wissenschaftstheorie. Paderborn: Mentis 2002.
  • Poser, Hans: Wissenschaftstheorie. Eine philosophische Einführung. Stuttgart: Reclam, 2. Aufl. 2012.



Vorlesung: Einführung in die Ethik

Dozent: Dr. Christian Weidemann
Zeit: Di., 08:30 Uhr bis 10:00 Uhr
Ort: GA 6/149
Beginn: 19.10.2021

„I shot a man in Reno, just to watch him die“, singt Johnny Cash. Einen Menschen aus Spaß oder Neugierde zu erschießen, ist moralisch verwerflich. Wer würde da widersprechen? Doch was genau heißt: „moralisch verwerflich“? Ist es eine objektive Wahrheit, dass das Töten Unschuldiger moralisch verboten ist? Falls nein, warum herrschen trotzdem keine anarchischen Zustände? Falls ja, wer oder was macht besagte Wahrheit wahr? Geht es in der Ethik in erster Linie um die Erfüllung von Pflichten, die Ausbildung von Tugenden oder die Verwirklichung von Werten? Bemisst sich die Güte einer Handlung an der mit ihr verbundenen Absicht oder an den Folgen (oder gar an etwas ganz anderem)?

Leute, die auf das Wohlergehen anderer pfeifen, scheinen oft besonders glücklich und erfolgreich zu sein. Daraus erwächst ein Unbehagen: Warum sollten wir überhaupt moralisch sein, was haben wir davon?

Schließlich: Wie lässt sich erkennen, was gut oder schlecht ist? Mittels eines angeborenen moralischen Sinns, Intuition, vernünftiger Überlegung, Lebenserfahrung, Herzensbildung…?

Im zweiten Teil der Vorlesung wenden wir uns besonders umstrittenen ethischen Problemen der Gegenwart zu: Abtreibung; Eugenik und Human Enhancement; Sterbehilfe; Homo- und Transsexualität; Diskriminierung und Affirmative Action; Verteilungsgerechtigkeit; Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen (Klima etc.); Technikethik (Beispiel: Künstliche Intelligenz, Soziale Medien); Tierethik (Fleischessen, Laborversuche, Biodiversität). Philosophische Reflexion kann diese Fragen natürlich nicht abschließend entscheiden. Aber sie kann Begriffe klären, widersprüchliche Gedankengänge identifizieren und Argumente schärfen. So werden am Ende (hoffentlich!) Vorzüge und Probleme der jeweiligen Positionen deutlicher hervortreten.

Die zweiteilig konzipierte Vorlesung kann auch einstündig (1 SWS) belegt werden.

Literaturhinweise:

  • Dieter Birnbacher: Analytische Einführung in die Ethik, 3. Auflage, Berlin: de Gruyter 2013.
  • Dagmar Fenner: Einführung in die Angewandte Ethik, UTB 2010.
  • Russ Shafer-Landau: A Concise Introduction to Ethics, Oxford 2020.



Hauptseminar: Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft

Dozent: Dr. Jacob Hesse
Zeit: Mi., 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Ort: GA 6/131
Beginn: 20.10.2021

Die Kritik der praktischen Vernunft von Immanuel Kant ist ein Klassiker der praktischen Philosophie, der seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1788 sehr viel rezipiert wurde und seine Aktualität bis heute nicht verloren hat. Weil sie nach der Kritik der reinen Vernunft (1781) und vor der Kritik der Urteilskraft (1790) erschienen ist, wird sie auch als „zweite Kritik“ bezeichnet. Kant legt hierin u.a. dar, wie der Unterschied zwischen Gut und Böse zu verstehen ist, was Freiheit und Autonomie mit Moral zu tun haben und welche Bedeutung das Streben nach Glück für die Ethik besitzt. Das Herzstück seiner Argumentation ist die Vernunft, welche uns als freie Wesen dazu befähigt, unsere Handlungen nach ethischen Grundsätzen zu vollziehen. Diese Grundsätze können uns nach Kant nun nicht z.B. von der Gesellschaft, der Familie oder einer Religion gegeben werden, da dies immer nur heteronome, d.h. fremdbestimmte Handlungen zur Folge hätte. Eine solche Fremdbestimmung hält Kant für unvereinbar mit genuin ethischem Handeln. Vielmehr müssen die ethischen Grundsätze aus unserer Vernunft selbst erschlossen werden, da unser Handeln nur so als autonom verstanden werden kann.
Eng zusammen mit der Ethik der Autonomie hängt für Kant, naheliegenderweise, das Konzept der Freiheit. Aber auch die Idee eines Gottes sowie der Unsterblichkeit der Seele spielen als Postulate der reinen praktischen Vernunft eine wichtige Rolle in Kants ethischer Theorie. In diesem Kurs soll Kants Ethik analysiert aber auch kritisch diskutiert und auf ihre Anwendbarkeit hin überprüft werden.

Textgrundlage:

  • Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft, Stuttgart: Reclam 1986.



Einige empfehlenswerte weiterführende Literatur:
  • Guyer, Paul: Kant on Freedom, Law and Happiness, Cambridge: Cambridge UP 2000.

  • Höffe, Otfried (Hrsg.): Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft. Berlin: Akademie Verlag 2002.

  • Höffe, Otfried: Immanuel Kant, München: Beck 2020.

  • Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Stuttgart: Reclam 2019.

  • Sala, Giovanni B.: Kants 'Kritik der praktischen Vernunft'. Ein Kommentar. Darmstadt: WBG 2004






Vorlesung: Einführung in die Sprachphilosophie und Hermeneutik

Dozent: Dr. Christian Weidemann
Zeit: Di., 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Ort: GA 6/134
Beginn: 19.10.2021

Durch den Ausstoß von Schallwellen oder das Malen von Strichen und Kreisen teilen Menschen einander komplexe Informationen mit. Je länger man über diese scheinbar selbstverständliche Tatsache nachdenkt, umso erstaunlicher und rätselhafter wird sie.

Wie und warum ist Sprache entstanden? Wie bekommen Zeichen Bedeutung? Wie funktioniert Verstehen? Wie erlernen wir neue Sprachen? Könnten wir uns auch mit Außerirdischen unterhalten? Wie kommt es, dass ein Name sich auf eine ganz bestimmte Person oder ein ganz bestimmtes Objekt bezieht, und nicht auf etwas anderes? Was ist Wahrheit, was ist Lüge, was literarische Fiktion? Welche Funktionen erfüllt Sprache noch, abgesehen von der Mitteilung von Sachverhalten?

Wir werden auch darüber nachdenken, was sprachphilosophische Einsichten für den verantwortungsvollen Umgang mit Medien, für Politik (z. B. das bessere Verstehen Andersdenkender, Identifikation von Bullshit und Propaganda) und insbesondere für Religion (z.B. Exegese, religiöse Sprechakte wie das Gebet, Wahrheitsanspruch, Gottesnamen) austragen.

Literaturhinweise:

  • William Lycan: Philosophy of Language: A Contemporary Introduction, London: Routledge 2008.
  • Oliver Scholz: Verstehen und Rationalität, Frankfurt/M.: Klostermann 2001.
  • Ursula Wolf (Hg.): Eigennamen, Frankfurt/M.: Suhrkamp 1993.
  • Herman Cappelen, Josh Dever: Bad Language, Oxford: OUP 2019.



Hauptseminar: Philosophisch-Theologische Science Fiction

Dozent: Dr. Christian Weidemann, Dr. Michael Waltemathe
Zeit: Do., 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Ort: GABF 04/511
Beginn: 19.10.2021

Geschichten über Zeitmaschinen, Roboter und Außerirdische zu lesen, macht Spaß, aber die Beschäftigung mit ihnen wirft auch Fragen auf, die ans Selbstverständnis des Menschen rühren. Sind wir allein? Falls es anderes intelligentes Leben im Kosmos gäbe, ähnelte es uns oder wäre es ganz anders? Könnten wir einander verstehen? Handelt es sich bei künstlichen (Super)-Intelligenzen um Personen? Haben sie Rechte und Pflichten? Sollten wir uns vor ihnen fürchten? Wie sicher können wir sein, nicht selbst in einer Computersimulation oder als Gehirne im Tank zu leben? Falls Zeitreisen in die Vergangenheit möglich sind, könnte ich meinen eigenen Großvater im Kindbett umbringen? Könnte ich es versuchen? Was folgte aus etwaigen Antworten über das Wesen der Zeit, Determinismus und Willensfreiheit? Wie wird sich unsere Gesellschaft und Kultur zukünftig entwickeln? Werden unsere Nachfahren biologisch unsterblich sein? Wäre das erstrebenswert? Werden/sollten Menschen auch außerhalb der Erde siedeln? Hat das Christentum (der Islam …) das Zeug zu einer wahrhaft kosmischen Religion? Mit welchen Schwierigkeiten wären interstellare Missionen (inklusive religiöser Missionen!) konfrontiert?

Wir werden uns auf literarisch anspruchsvolle (gleichwohl unterhaltsame) Science Fiction von Großmeistern des Genres wie Stanisław Lem und Ted Chiang konzentrieren. Fragen werden wir auch, ob Science Fiction gegenüber akademischer Philosophie und Theologie einen systematischen Mehrwert hat und worin dieser ggf. besteht.

Literaturhinweise:
Ein Reader wird zur Beginn der Veranstaltung bereitgestellt.


Hauptseminar: Theologie und Naturwissenschaften

Dozent: Prof. Dr. Dr. Christian Tapp, Mag. Theol Lukas Brand
Zeit: Mo., 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Ort: GA 6/131
Beginn: 18.10.2021

Es scheint ausgemacht, dass die Evolutions-und Urknall-Theorie einerseits und der Schöpfungsglaube andererseits nicht gemeinsam wahr sein können. Weit verbreitet dürfte die Auffassung sein, dass ein unüberbrückbarer Widerspruch in den Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaften und dem
Kommentiertes VorlesungsverzeichnisWintersemester 2021/2273Schöpfungsglauben liegt. Aber worin genau besteht dieser Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Theologie? Religionskritiker wie Richard Dawkins betrachten den Schöpfungsgedanken als von den Na-turwissenschaften endgültigerledigt. Umgekehrt führen bestimmte religiöse Gruppierungen geradezu einen Kulturkampf gegen die Dominanz eines naturwissenschaftlichen Weltverständnisses. Im Grau-bereich dazwischen fragen sich gläubige Menschen, die sich von einem solchen religiösen Fundamen-talismus distanzieren, wie sich die Naturwissenschaften und der Glauben an Gott als den Schöpfer aller Wirklichkeit vereinbaren lassen. Gibt es einen notwendigen Widerspruch zwischen diesen der natur-wissenschaftlichen und der theologischen Perspektive, handelt es sich um unabhängige Lehrbereiche ohne Überschneidungen oder ist vielleicht doch eine vereinheitlichte Theorie des naturwissenschaft-lich beobachteten Universums als Schöpfung Gottes denkbar?

Literaturhinweise:

  • Christian Tapp, Christoph Breitsameter: Theologie und Naturwissenschaften, 2014.
  • Matthias Haudel: Theologie und Naturwissenschaft. Zur Überwindung von Vorurteilen und zu ganzheitlicher Wirklichkeitserkenntnis, 2021


Hauptseminar: Kolloquium: Vorbereitung auf philosophische Prüfungen

Dozent: Dr. Christian Weidemann
Zeit: Mi., 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Ort: GA 6/134
Beginn: 19.10.2021

Das Kolloquium richtet sich an Studierende aller Studiengänge, die sich auf eine philosophische oder philosophieaffine (z.B. Fundamentaltheologie; Dogmatik) Abschlussprüfung vorbereiten – egal, ob es sich dabei um Master- Bachelorarbeit, Modulabschlussklausur oder mündliche Prüfung handelt. Sie bekommen Gelegenheit, Passagen aus Ihrer Arbeit zu präsentieren, Ideen zur Diskussion zu stellen, Hilfe bei Verständnisproblemen, Literaturrecherche etc. einzuholen, Lernstoff zu wiederholen oder Prüfungssituationen zu simulieren.

Themen, Ablauf und Termine werden sich ganz individuell nach Anzahl und Wünschen der Teilnehmerinnen richten. Selbstverständlich gilt: Was im Kolloquium passiert, bleibt im Kolloquium!