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Übersicht über Forschungsprojekte am Lehrstuhl für Moraltheologie bis 2013

(Aktuelle Projekte der neuen Lehrstuhlinhaberin werden in Kürze hier eingestellt.)

DFG-Drittmitttelprojekt: Strategien des Umgangs mit der Begrenztheit kognitiver Fähigkeiten bei Entscheidungen und ihre Bedeutung für ein normatives Konzept praktischer Rationalität

Ziel des Projekts ist es, einen zentral wichtigen Baustein normativer Theoriebildung in der Frage zu bearbeiten, was es bedeutet, in komplexen Situationen rational zu entscheiden, wenn Kapazität und Zeit zur Bewältigung der – ebenfalls nur begrenzt verfügbaren – Informationen knapp sind. (1) Hier soll die im Übergang zur Neuzeit entstandene, bislang kaum beachtete theologische undphilosophische Tradition des Nachdenkens über komplexe Entscheidungslagen aufgegriffen und weiterentwickelt, d.h. neuen Erkenntnissen der experimentellen Forschung angepasst werden. Dies ist möglich, weil es zum Problem des Umgangs mit beschränkter Rationalität erstaunliche Parallelenzwischen frühmodernen und zeitgenössischen Entscheidungsmodellen gibt. Auf diese Weise kann der gegenwärtig geführte Diskurs um Strategien rationalen Entscheidens vom normativen Blickwinkeldieser heute fast vergessenen Ansätze profitieren, während umgekehrt die theologisch-philosophische Tradition der Entwicklung von Entscheidungsregeln durch deskriptiv verfahrende moderne Analysenerweitert und vertieft werden kann. (2) Die erwähnten frühmodernen Entscheidungsheuristiken beziehen sich auf medizinethische Fragen. Daher sollen in dem hier skizzierten Forschungsvorhaben die theoretischen Voraussetzungen sowie die praktischen Konsequenzen medizinischer Entscheidungenim Mittelpunkt stehen. Angezielt wird eine präskriptiv verfahrende normative Theorie des Entscheidens unter Bedingungen beschränkter Rationalität, die in einen empirisch fundierten deskriptiven Rahmen eingebettet wird.
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Drittmittelprojekt: Untersuchungen zur Verbesserung der Sterbekultur in Deutschland

Die Frage des Umgangs mit Sterbenden gehört zu den Schlüsselproblemen unserer Gesellschaft. Die Hospizbewegung steht zusammen mit der Palliativmedizin für den Anspruch, Menschen ein Sterben in Selbstbestimmung und Würde zu ermöglichen. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist die interdisziplinär verfahrende wissenschaftliche Reflexion der Hospizarbeit mit dem Ziel, Kriterien, Normen und Strukturen zu etablieren, welche die bestmögliche Betreuung Sterbender sichern.
Der Lehrstuhl für Moraltheologie kann mit Drittmitteln, die vom Förderverein des Lukas-Hospizes in Herne und seinem Vorstand, Herrn Prof. Dr. med. Alexander Sturm, bereitgestellt werden, eine auf zwei Jahre befristete Forschungsstelle in Zusammenarbeit mit dem von Herrn Prof. Dr. med. Dr. phil. Jochen Vollmann geleiteten Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin einrichten. Hier sollen Fragen am Ende des menschlichen Lebens (end-of-life decision making) wissenschaftlich so bearbeitet werden, dass sie der hospizlichen Praxis und so letztendlich den Menschen in der letzten Phase des Lebens zugute kommen.
In unserer Öffentlichkeit besteht leider noch immer eine allgemeine Sprachlosigkeit und Tabuisierung der Lebensphasen des Sterbens. Ursachen hierfür sind im Wesentlichen ein Unwissen über die unterschiedlichen Sterbe-Formen und vielfältigen Ängste vor dem Verlauf der Sterbephase des Lebens. Das mangelnde Wissen führt einerseits zu unterschiedlichen Defiziten in der Betreuung Sterbender und verhindert andererseits die persönliche Auseinandersetzung mit dem Lebensende und eine angemessene Vorbereitung auf diese Lebensphase. Die Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass durch ein kompetendes und spezifisches Wissen die Lebensphase des Sterbens menschenwürdig, weitgehend beschwerdefrei und aktiv gestaltungsfähig ermöglicht werden kann - ohne unerwünschte lebensverlängernde Maßnahmen oder aktive Sterbehilfe. Der Erarbeitung eines solchen Wissens sieht sich das Forschungsprojekt verpflichtet.
Ebenfalls in Kooperation mit dem Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin sollen wissenschaftliche Tagungen konzipiert und durchgeführt werden. Die Referate der Tagungen sollen publiziert werden.
Das Projekt wurde bis Ende 2009 durch Frau Dr. med. Sabine Salloch betreut, seit Mai 2010 ist Herr Dr. phil. Andreas Walker für das Projekt verantwortlich.
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